Eigentlich sollte der Blick nach vorne gehen, es geht ja immer schnell weiter für Borussia Dortmund in diesen Tagen: Am Sonntag noch Bundesliga, am Mittwoch schon wieder DFB-Pokal und am Samstag erneut Bundesliga - das Programm ist eng gestrickt vor der Winter-Weltmeisterschaft, die Mitte November in Katar beginnt. Und nun steht das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal bei Hannover 96 (Mittwoch, 18 Uhr/Sky) an, ein nicht ganz einfaches Spiel gegen einen ambitionierten Zweitligisten. Diskutiert aber wird immer noch über die enttäuschende 0:2-Niederlage bei Union Berlin, die den BVB ins graue Bundesliga-Mittelmaß hat abrutschen lassen.
Am Montag gab es die Aufarbeitung dieser Enttäuschung, und dabei wurde es durchaus laut - und dafür waren nicht nur Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl verantwortlich: Auch die Spieler sagten einander deutlich, was sie von diesem Auftritt hielten. Terzic und sein Trainerteam hatten schon während des Rückflugs aus Berlin angefangen, das Spiel aufzuarbeiten. Am Montag schnappten sie sich dann zunächst einzelne Spieler, dann zeigten sie der gesamten Mannschaft ihre Versäumnisse auf. "Wir haben inhaltlich versucht, die Szenen aufzuarbeiten und danach über die Gesamtsituation gesprochen", erklärt Terzic. "Wenn man sieht, was Union Berlin in dieser Saison und nicht nur in diesem Spiel investiert, daraus müssen wir lernen." Offen und deutlich sei das gewesen - und eben kein Monolog: "Die Jungs haben auch Fragen gestellt und sich geäußert."
Warum Union Berlin dem BVB ein Vorbild ist Und nun geht es darum, die Fehler abzustellen. "Die Jungs wissen, worum es geht", sagt Terzic. Aber wissen ist das eine, umsetzen das andere, diese Erfahrung macht man beim BVB immer wieder. Einen Schlüssel, wie es besser gehen kann, zeigte Union Berlin: Das Dortmunder Trainerteam war beeindruckt und wohl auch ein bisschen neidisch, dass der Gegner am Donnerstag noch ein Europapokalspiel absolviert hatte und am Sonntag schon wieder 125 Kilometer abspulte - und dass die Innenverteidiger dabei die laufstärksten Spieler waren. Weil sie immer wieder herausrückten, weil sie Gegenspieler übernahmen und abgaben, weil sie einander unterstützten und jeden Meter machten, der nötig war, um Gegentreffer zu verhindern. "Wir müssen nicht so spielen wie Union Berlin", sagt Terzic. "Aber wir müssen diese Bereitschaft zeigen."
Als Gegenbeispiel führt er das BVB-Spiel bei Manchester City an, wo es zwar viel Lob, nach zwei späten Gegentoren aber eine 1:2-Niederlage gab - weil Dortmund eben "nur" 119 Kilometer lief und am Ende die entscheidenden Schritte fehlten, um die Führung über die Zeit zu bringen. Gegen Hannover soll es nun besser laufen und sollen seine Spieler etwas mehr und etwas schlauer laufen - ansonsten stünde dem BVB eine ausgewachsene Herbstkrise ins Haus.